Wahren Geschichten von geflüchteten Chauffeuren
Amin:
Als der Krieg in immer heftiger wurde, musste ich mit meiner Familie fliehen. Wir dachten, die beste Möglichkeit wäre, über Ägypten nach Europa zu gelangen. Darum nahmen wir ein Flugzeug in den Sudan, fanden dort Platz auf einem Pickup, der una durch die Wüste brachte. Als wir in Ägypten waren, gingen wir sofort zum Meer. Aber die Ägyptische Küstenwache griff uns auf und wir wurden alle verhaftet.
Wir blieben 11 Tage im Gefängnis. Heute wissen wir, das dies unser Glück war. Am 6. September sank das Boot, auf dem wir eigentlich fahren wollten. Das Gefängnis war unsere Rettung.
Nach unserer Freilassung, beschloss ich es in Ägypten zu versuchen. Ich nahm jeden Job an, den ich finden konnte. Drei Monate arbeitete ich auf dem Bau und verkaufte Fische auf dem Markt. Aber das Leben wurde immer schwieriger und das Risiko einer Flucht über das Meer erschien immer weniger bedrohlich.
Heute, nach acht Tagen mit wenig zu Essen und zu Trinken, sind meine Frau und ich einfach nur froh, am Leben zu sein. Im Schatten eines Baumes sitzen wir zusammen und lächeln trotz aller Verzweiflung dankbar.
Unsere Kinder haben sich am wenigsten unterkriegen lassen. Schauen Sie, unserWassin hält den Daumen hoch. Das ist gut!”. Das hier ist unsere erste Mahlzeit auf trockenem Boden. Wir haben es geschafft. Diese Nacht können wir endlich ruhig schlafen. Morgen beginnt unser neues Leben …
Seigni:
Ich bin aus Mali geflohen, weil der Lohn auf der Baumwollplantage nicht zum Leben reichte. Aus Libyen bin ich dann geflohen und mit einem überfüllten Schlauchboot übers Mittelmeer. Ich hatte keine andere Wahl, weil ich nicht für Al Kaida töten wollte. Dazu hätten Sie mich gezwungen, wenn ich nicht geflohen wäre …
Djadi:
…Doch nach drei Tagen auf See glaubte ich nicht mehr an eine sichere Ankunft und sagte zu Bassam: „Wir werden alle ertrinken“. Am vierten Tag kam ein verrostetes Boot auf uns zu. Wir alle weigerten uns, in das seeuntaugliche Boot zu wechseln, woraufhin die wütenden Schmuggler ein Loch in unser Fischerboot rammten und lachten. Innerhalb von Minuten kenterte und sank unser Boot. Die 300 Menschen, die unter Deck gefangen waren, hatten keine Chance zu überleben.
Ich sah, wie ein Kind vom Propeller in Stücke zerrissen wurde. Um uns herum schwammen Hunderte Leichen. Die Überlebenden kamen in Gruppen zusammen und beteten. Bassam fand einen Rettungsring für mich, da ich nicht schwimmen kann. In der folgenden Nacht verloren viele von uns Überlebenden die Kräfte und den Mut. Ich habe zuschauen müssen, wie Männer ihre Rettungswesten freiwillig abnahmen und ertranken. Einer von ihnen übergab mir kurz vor seinem Tod seinen 9 Monate alten Sohn Amir. Auch Bassam verließen kurz darauf die Kräfte, und ich musste mit ansehen, wie er starb. Trotz unvorstellbarer Trauer nahm ich ein weiteres Kind auf. Die Mutter der 18 Monate alten Zada gab mir das Mädchen in der Gewissheit, dass sie selbst nicht überleben würde. Ich war nun für zwei völlig erschöpfte Kinder verantwortlich, sie weinten, hatten Hunger und Durst. Ich sang für die Mädchen und erzählte ihnen Geschichten, ein langer Tag verging, dann ein weiterer. Am vierten Tag im Meer sah ich ein Handelsschiff. Zwei Stunden schrie ich um Hilfe, bis die Suchscheinwerfer des Schiffes uns fanden. Amir starb noch an Bord des Schiffes. Doch die kleine Zada hat überlebt …